Viele Handwerksbetriebe stehen aktuell an einem Wendepunkt: Die Digitalisierung eröffnet zahlreiche Möglichkeiten, doch der Einstieg fällt oft schwer. Dabei lohnt sich der Schritt in die digitale Zukunft – mit digitalen Lösungen lassen sich Abläufe vereinfachen, Verwaltungsaufwand reduzieren und Kundenbeziehungen stärken. Wer frühzeitig aktiv wird, kann sich klare Vorteile im Wettbewerb sichern. In diesem Beitrag zeigen wir dir, wie die digitale Transformation im Handwerk gelingen kann, welche Bereiche besonders davon profitieren und welche praktischen Maßnahmen sich schnell umsetzen lassen.
Egal ob kleiner Familienbetrieb oder spezialisierter Fachbetrieb – digitale Technologien halten in allen Bereichen des Handwerks Einzug. Von der digitalen Kommunikation über smarte Bestellprozesse bis hin zur automatisierten Materialbeschaffung: Der digitale Wandel ist längst Realität. Auch das Verhalten der Kundinnen und Kunden verändert sich – sie erwarten moderne, schnelle und transparente Abläufe. Neue Technologien wie künstliche Intelligenz beschleunigen diese Entwicklung zusätzlich und bieten vielfältige Chancen, Arbeitsprozesse zu verbessern und neue Geschäftsfelder zu erschließen.
Wer den Wandel erfolgreich meistern möchte, muss nicht alles auf einmal umkrempeln. Entscheidend ist ein kluger, schrittweiser Einstieg: Mit gezielten Veränderungen lassen sich messbare Vorteile erzielen – für den Betrieb selbst, das Team und die Kundschaft. Warum also zögern? Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um die Weichen für die Zukunft zu stellen.
Quelle: https://unsplash.com/de/fotos/flat-lay-fotografie-von-macbook-lineal-und-dose-nFkGidFAFZ4
Digitalisierung im Handwerk: Wo stehen wir wirklich?
Trotz der Tatsache, dass heute über 95 Prozent der Handwerksbetriebe eine eigene Website haben und fast alle per E-Mail erreichbar sind, bleibt beim Thema Digitalisierung noch viel Luft nach oben. Das liegt unter anderem daran, dass das Handwerk größtenteils aus kleinen, häufig familiengeführten Unternehmen besteht.
Anders als größere mittelständische Unternehmen, die häufig über eigenes IT-Fachwissen verfügen, mangelt es kleineren Handwerksbetrieben oft an geschultem Personal, das sich gezielt mit digitalen Aufgaben wie der Digitalisierung der Baudokumentationen auseinandersetzt.
So überwiegt oft die Sorge vor zusätzlichem Aufwand oder unüberschaubaren Risiken. Dabei könnten gerade kleinere Betriebe stark davon profitieren, wenn sie digitale Prozesse nutzen, denn diese können Abläufe vereinfachen, Zeit sparen und Ressourcen effizienter einsetzen.
Warum jetzt der richtige Zeitpunkt ist
Die Digitalisierung verändert das Handwerk spürbar – und das Verhalten der Kundschaft gleich mit. Immer mehr Menschen informieren sich online über Dienstleistungen, vergleichen Anbieter und erwarten eine einfache Kontaktaufnahme. Wer hier präsent und erreichbar ist, verschafft sich klare Vorteile: Neue Aufträge lassen sich einfacher gewinnen, und auch die Kundenbindung wird gestärkt.
Doch nicht nur nach außen bringt die Digitalisierung Vorteile. Auch intern können Handwerksbetriebe stark profitieren. Routineaufgaben wie Terminorganisation, Materialbeschaffung oder Rechnungsstellung lassen sich mit digitalen Anwendungen deutlich effizienter gestalten. Das spart Zeit und ermöglicht es, sich wieder stärker auf die handwerkliche Arbeit zu konzentrieren.
In Zeiten von Fachkräftemangel und steigenden Kosten kann die Digitalisierung außerdem ein entscheidender Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit sein. Betriebe, die moderne Technologien gezielt einsetzen, arbeiten oft wirtschaftlicher, flexibler und zukunftssicherer.
Wie Digitalisierung im Alltag von Handwerksbetrieben funktioniert
Die Corona-Pandemie hat vielen Betrieben deutlich gemacht, wie wichtig digitale Lösungen sein können – auch im Handwerk. Zwar lassen sich viele Arbeiten nicht aus der Ferne erledigen, doch digitale Technologien bieten zahlreiche neue Möglichkeiten, um Arbeitsprozesse zu verbessern.
Ein anschauliches Beispiel ist die Fernwartung: Mithilfe spezieller Software können Techniker auf Maschinen aus der Ferne zugreifen, Einstellungen vornehmen oder Probleme beheben, ohne persönlich vor Ort sein zu müssen. Das spart Zeit, Reisekosten und beschleunigt den Service.
Auch moderne Technologien wie Virtual Reality (VR) oder Augmented Reality (AR) halten Einzug ins Handwerk. Kundinnen und Kunden haben dadurch die Möglichkeit, geplante Bauprojekte oder Renovierungen virtuell zu erleben und direkt zu beeinflussen – eine enorme Hilfe bei der Planung und Abstimmung.
Schon mit einfachen digitalen Hilfsmitteln wie Handyfotos oder Scans lassen sich Abläufe optimieren. Kunden schicken Bilder von Schäden oder Projekten direkt an den Betrieb, der daraufhin eine erste Einschätzung abgeben und ein Angebot erstellen kann. Online-Formulare und digitale Kommunikation machen diese Prozesse deutlich schneller und übersichtlicher.
Darüber hinaus bietet die Digitalisierung auch neue Wege für Schulungen und Weiterbildung: Über Webinare oder Lernplattformen können Mitarbeitende flexibel und ortsunabhängig neues Wissen erwerben – ein Vorteil, der besonders bei engem Zeitplan oder Personalengpässen hilfreich ist.
Praxistaugliche Tools für den digitalen Einstieg
Die Digitalisierung bietet Handwerksbetrieben zahlreiche praktische Lösungen, die den Arbeitsalltag erleichtern und effizienter gestalten. Ob Organisation, Buchhaltung oder Kundenakquise – digitale Tools stehen für verschiedene Bereiche zur Verfügung und helfen dabei, Prozesse zu optimieren. Ein Überblick:
- Spezialisierte Handwerker-Apps:
Apps, die speziell für das Bau- und Handwerksgewerbe entwickelt wurden, unterstützen bei der Auftragsplanung, Projektübersicht und Teamkommunikation. So lassen sich Abläufe reibungsloser organisieren. - Zeiterfassung per App:
Digitale Stundenerfassungen sorgen dafür, dass Arbeitszeiten transparent dokumentiert und direkt in die Abrechnung übernommen werden können. - Buchhaltung aus der Cloud:
Online-Buchhaltungstools ermöglichen es, Angebote zu erstellen, Rechnungen zu versenden und finanzielle Vorgänge zentral und ortsunabhängig zu verwalten. - Digitale Sichtbarkeit & Kundenansprache:
Über soziale Netzwerke wie Facebook oder LinkedIn können Handwerksbetriebe sich modern präsentieren, neue Kunden erreichen und ihr Netzwerk ausbauen.
Der gezielte Einsatz digitaler Werkzeuge verbessert die Abläufe im Betrieb und unterstützt eine moderne, zukunftsgerichtete Ausrichtung. Dabei muss nicht alles auf einmal passieren. Es ist klüger, bei dem Bereich anzusetzen, der gerade am meisten Bedarf hat, und nach und nach weitere digitale Lösungen zu integrieren. Die sagenumwobene eierlegende Wollmilchsau gibt es leider nicht.
Quelle: https://www.pexels.com/de-de/foto/mann-zimmermann-werkzeuge-zimmerei-6790752/
Wo es noch hakt – und wie der Einstieg trotzdem gelingt
Trotz der vielen Chancen, die die Digitalisierung im Handwerk bietet, stoßen zahlreiche Betriebe auf spürbare Hürden. Laut einer Bitkom-Studie empfinden 56 Prozent der befragten Unternehmen die digitale Transformation als besonders komplex, und mehr als ein Drittel berichtet von konkreten Umsetzungsproblemen.
Ein zentrales Hemmnis sind die hohen Anfangsinvestitionen, die vor allem für kleine und mittlere Handwerksbetriebe eine große Belastung darstellen. Oft sind die verfügbaren Softwarelösungen zudem eher auf größere Unternehmen zugeschnitten – zu umfangreich, zu kompliziert oder schlichtweg überdimensioniert für den tatsächlichen Bedarf.
Auch intern gibt es Stolpersteine: Häufig fehlt es im Team an digitalem Know-how oder an der Bereitschaft, sich mit neuen Technologien auseinanderzusetzen. Hinzu kommen externe Schwierigkeiten wie langsame Internetanschlüsse in ländlichen Gebieten, strenge Datenschutzanforderungen oder Softwarelösungen, die nicht miteinander kompatibel sind. All das kann den digitalen Fortschritt im Betrieb ausbremsen.
Fazit: Digitalisierung gezielt nutzen und den Betrieb zukunftsfähig machen
Trotz aller Hürden sehen zwei Drittel der Handwerksbetriebe in der Digitalisierung eine echte Chance – und das nicht ohne Grund. Digitale Abläufe reduzieren den Aufwand bei der Verwaltung, erleichtern die Kommunikation mit Kund:innen und machen es möglich, schneller und flexibler auf Veränderungen am Markt zu reagieren.
Darüber hinaus entstehen durch digitale Lösungen ganz neue Möglichkeiten: etwa die Einführung moderner Serviceangebote wie automatisierte Wartung oder digitale Beratung. Das schafft nicht nur zusätzlichen Mehrwert, sondern kann auch neue Umsatzquellen erschließen.
Auch die Wettbewerbsfähigkeit steigt. Wer digital arbeitet, kann schneller auf Kundenwünsche eingehen, Angebote transparenter gestalten und sich besser am Markt positionieren. Klar ist: Investitionen in digitale Technologien zahlen sich auf lange Sicht aus. Sie senken Kosten, machen Abläufe effizienter und helfen, den Betrieb robuster gegenüber Krisen aufzustellen.
Wer die Digitalisierung als laufenden Prozess versteht, gezielt Wissen aufbaut und passende Schritte einleitet, legt den Grundstein für nachhaltigen Erfolg im Handwerk.
Autor:
Achim Maisenbacher ist einer der Mitbegründer von MemoMeister, einem Software-Startup aus Stuttgart, das sich auf digitale Dokumentationslösungen für die Baubranche spezialisiert hat. Außerdem ist er der Gastgeber des Bauimpulse-Podcasts.
Linkedin: https://www.linkedin.com/in/achim-maisenbacher/