Berlin (btn) – Amazon-Händler und Direct-to-Consumer Marken hängen den klassischen E-Commerce Shop ab.
Der Corona-Lockdown mit wochen- und monatelangen Einschränkungen und Schließungen haben den stationären Handel in weiten Teilen hart getroffen. Währenddessen verbucht der Internethandel kräftige Zuwächse. Die Auswirkungen der Pandemie sind aber nur Beschleuniger einer Entwicklung, die bereits länger zu beobachten ist. Wie wird die Welt des Handels – on- und offline – künftig aussehen?
Wenige Branchen wurden von den Corona-Beschränkungen so hart und so unterschiedlich getroffen wie der Einzelhandel. Während Geschäfte immer wieder wochenlang schließen mussten und immer noch müssen, verlagerte sich ein großer Teil des Handels ins Internet. Besonders hart trafen laut Meldung der dpa vom April 2021 die „Beschränkungen den Textilhandel, die Erlöse brachen real um 73,7 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat ein. Möbelhändler und Heimwerkermärkte verzeichneten ebenfalls einen deutlichen Umsatzrückgang (34,1 Prozent). Der Online- und Versandhandel profitierte dagegen von den Geschäftsschließungen und setzte 34,1 Prozent mehr um als ein Jahr zuvor.“
Sebastian Funke, CEO und Mitgründer von The Stryze Group, sagt mit Blick auf die Zukunft: “Den Einzelhandel, wie wir ihn heute kennen, wird es in wenigen Jahren oder Jahrzehnten nicht mehr geben. Das bedeutet auch: Unsere Innenstädte werden ihr Gesicht verändern.” Wo heute Geschäfte die Fußgängerzonen schmücken, werden bald nur noch einzelne Spezialisten übrig bleiben. Die Outlets großer Marken mutieren zu Showrooms, in denen die Konsument:innen die Waren auswählen, testen und bestellen.
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“Diese Entwicklung ist nicht ausschließlich durch Corona bedingt – aber die Krise beschleunigt die Transformation”, so Funke. “Zudem fehlt dem klassischen Handel der Nachwuchs.” Denn warum sollten junge Gründer:innen heute ein Ladengeschäft eröffnen, wenn sie den gleichen Umsatz mit weniger Investment und Risiko online machen können? Entsprechend starten heute viele direkt mit einem Online-Shop. Die Hürden sind niedrig, dafür ist der Wettbewerb hart. Denn wer seine Waren via eigenem Webshop oder einer Plattform wie Amazon verkauft, muss sich durchsetzen und immer weiter an seinem Angebot feilen.
Doch auch auf dem weltweiten Online-Marktplatz “Internet” sind mittlerweile konsolidierende Entwicklungen sichtbar. So gewinnen spezialisierte Player immer mehr an Bedeutung und das Internet wird zur One-App-Welt: Die Nutzer:innen konzentrieren sich für jede Anwendungsart auf einen Anbieter, der sich durchsetzt. So wie Booking, Whatsapp oder Check24 die dominierenden Player in ihren Bereichen sind, ist Amazon die marktbeherrschende E-Commerce-Plattform.
“Schon heute suchen Konsument:innen nicht mehr per Suchmaschine nach Marken, sondern auf Plattformen wie Amazon nach Produkten. Deshalb ist es so wichtig, seine Angebote direkt dort zu platzieren, wo sie von den Konsument:innen gesucht werden. Wer das nicht tut, hat schon verloren”, so Funke, “Und dieser Effekt wird sich in den kommenden Jahren deutlich verstärken, ob es uns gefällt oder nicht.”
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